Die Grundschule Püttlingen-Köllerbach ist seit 2006 „Modellschule Sport“. Voraussetzung dafür ist ein sportbegeisterter Rektor, der mit Paul Schneider, einem ehemaligen Ringer, vorhanden war. Des Weiteren ein motiviertes Kollegiums, denn zum Schulversuch gehören neben einer Erweiterung des Schulsportangebots von 2 Stunden auf 3 Stunden die Teilnahme an zahlreichen Projekten, Wettbewerben etc. – also zusätzliche Arbeit zum „normalen“ Unterricht. Nicht zuletzt aber wird für solch ein Projekt ein Schulgebäude mit entsprechender Ausstattung im Innen- und Außenbereich benötigt – auch dies ist in Köllerbach durch die tatkräftige Mithilfe der Gemeindeverwaltung rund um Bürgermeister Martin Speicher sowie das nahe Schwimmbad gewährleistet. Und – last but not least – muss die Kooperation zwischen Schule und ortsansässigen Sportvereinen funktionieren. Denn nur mit Hilfe von ein bis zwei jungen Menschen, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Grundschule absolvieren und die die Schule meist aus den ortsansässigen Vereinen rekrutiert, können die geforderten zusätzlichen Sportangebote in den 6. Stunden bewerkstelligt werden.
In diesem Jahr sind das Kevin Ottenthal von den Sportfreunden Köllerbach und Lara Altmeyer von der DJK Köllerbach. Beide FSJler besitzen Trainerscheine in „ihren“ Sportarten – und somit konnten im aktuellen Schuljahr neben der alljährlich angebotenen Schwimm-AG noch Fußball-, eine Turn-, eine Leichtathletik- und eine Minimarathon-AG angeboten werden. Für die letztgenannten zeichnete Lara Altmeyer, mehrfache saarländische Meisterin im Stabhochsprung sowie mit der Leichtathletikmannschaft und frühere Turnerin - verantwortlich. Sie konnte sich dann auch ganz besonders freuen, da ihre Minimarathon-Schützlinge bei den diesjährigen Schullaufmeisterschaften in Losheim hervorragende Platzierungen fürs Köllertal einheimsten – u. a. einen 2. Platz (Luca Schuhmacher), einen 9. Platz (Katrin Serf) und einen 10. Platz (Marcel Kubiak) sowie viele weitere tolle Erfolge.
Die beiden jungen Leute unterstützen Kinder und Kollegium jedoch nicht nur im Rahmen der Sport-AGs. Sie begleiten Schwimmgruppen zum Trimmtreff-Schwimmbad, wo alle Köllerbacher Grundschüler Schwimmen lernen – auch ein Ziel des Schulversuchs. Ebenso betreuen sie während des christlichen Religionsunterrichts islamische Kinder, sie führen Pausenaufsicht, indem sie zu Spielen anleiten, aber auch mal Streit schlichten, sie unterstützen die Lehrerinnen im Unterricht, indem sie sich einzelnen Kindern verstärkt widmen oder beschäftigen sich mit einzelnen Kindern im Rahmen von Förderstunden intensiver. Und die persönliche Betreuung zeitigt prompten Erfolg: die Deutschkenntnisse einiger ausländischer Kinder verbesserten sich postwendend.
Lara und Kevin fungieren also als Trainer, Lehrer und Sozialarbeiter – eine große Herausforderung für die jungen Leute, die diese mit großem Engagement und viel Freude an der Arbeit mit den Kindern annehmen. Und so profitieren nicht nur die Kinder von den jungen FSJlern – auch Lara und Kevin genießen die Zeit an der Grundschule in vollen Zügen. Die DJKlerin Lara Altmeyer: „Ich wollte nicht direkt von der Schule ins Studium, will aber schon seit langem Lehrerin werden. Hier kann ich praktisch arbeiten und dabei sehen, ob mein Berufswunsch zu mir passt. Und – das tut er und zwar 100%ig.“
Zugute kommt den beiden jungen Leuten, dass sie schon Erfahrung als Vereinstrainer sammeln konnten. „Man merkt das sofort“, so Rektor Paul Schneider, „vereinserfahrene Jugendliche können sich spontan schneller Gehör bei den Kindern verschaffen, wissen, wie man mit ruhigen Worten eine Gruppe diszipliniert und sind sozial geübt.“ Er wird das Projekt mit den FSJlern in jedem Fall weiterführen, auch wenn deren Finanzierung jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung darstellt, die ohne den Förderverein der Schule sowie weitere Sponsoren nicht zu stemmen wäre.
Und die FSJler profitieren nicht nur in ihrer Persönlichkeitsbildung, sie können zudem an Computerkursen teilnehmen, Jugendleiterscheine absolvieren und erhalten das FSJ als Praktikum sowie als Wartesemester und NC-senkend auf Studium oder Ausbildung angerechnet.
So wird auch im nächsten Jahr ein Jugendlicher von der DJK Köllerbach, Julian Riedel, sein FSJ an der Grundschule absolvieren – da er u. a. begeisterter Mountainbiker ist, wird er eine AG Radsport leiten. Ursula Lauer, 1. Vorsitzende der DJK Köllerbach: „Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Schule – unser Trainernachwuchs kann sich in der Arbeit mit Kindern vielfältig erproben und einige Grundschüler finden so auch den Weg zu uns in den Verein. Eine perfekte Win-Win-Situation.“
Hintergrund FSJ im Schulversuch:
Die Grundschule Püttlingen-Köllerbach am Köllerbacher Kyllberg ist seit 2006 Sportförderzentrum des Ministeriums für Bildung, des Landessportverbandes und der Stadt Püttlingen. Was heißt das? Zunächst bedeutet dies, dass der Unterricht an der Grundschule dem ganz „normalen“ Curriculum folgt. Zudem werden im Rahmen des Schulversuchs die pädagogischen und organisatorischen Möglichkeiten einer besonderen Sportorientierung erprobt – Ziel ist einerseits die Talentfindung, aber auch der Förderung des Gesundheitssports. Aufgenommen werden Kinder des Schulbezirks Köllerbach sowie Kinder aus der Stadt Püttlingen und der Gemeinde Heusweiler – bis die Höchstschülerzahl von drei Klassen pro Jahrgang erreicht ist. Die FSJler sind meist ehemalige Grundschüler, die in der Gemeinde verwurzelt sind und von ihren Vereinen empfohlen werden – aber auch nicht Ortsansässige können und werden ihr FSJ an der Grundschule Köllerbach verbringen, wenn sie in das geforderte Profil passen.
Weitere Informationen: www.gs-koellerbach.de